"Ich habe vor meiner Schulzeit kein Wort Hochdeutsch gesprochen. Aber man kann das lernen, genau so wie Lesen und Schreiben. Ich sprach also in der Schule Hoch- und zu Hause Plattdeutsch, und ich freue mich noch heute, dass ich beide Sprachen spreche, freue mich vielleicht noch mehr, als wenn einer Englisch oder Französisch sprechen kann. Wenn jetzt aber einer meint, Hochdeutsch wäre vornehmer, dann ist mir das auch einerlei, und ich finde mich damit ab, dass ich nicht zu den Vornehmen gerechnet werde.

 Das schreibt Andreas Heinrich Blesken (1874-1959), der "einzige Amper Ehrenbürger" in seinem Büchlein "Blagenjaohre op d'r Amper Vai" - natürlich auch auf Plattdeutsch. Leider versteht nieman mehr Plattdeutsch - nicht einmal in Ampen. Darum hat der Künstler und Lehrer Fritz Risken die Erinnerungen des Autors und Heimatforschers jetzt ins Hochdeutsche übertragen, mit 26 Schwarz-weiß-Zeichnungen nach alten Fotografien versehen und als "Blagenjahre auf der Amper Vöhde" herausgegeben. Die "Übersetzung" mithilfe einiger "alter Amper" und eines Wörterbuchs ist ein echter Verdienst Riskens. Denn es wäre schade, wenn Bleskens Erinnerungen wegen fehlender Sprachkenntnisse der Heutigen in Vergessenheit geraten würden. Die Erzählungen sind lebhaft, durchsetzt mit Sprüchen und Gedichten, wie sie die Kinder damals unentwegt auswendig lernen mussten, und amüsant, ja sogar spannend zu lesen. Zudem können die Erinnerungen als westfälische Folklore eine Fundgrube für Heimatforscher und Historiker sein. Beispielsweise zeigt die Beschreibung der Gepflogenheiten zur Karwoche ganz genau, wo damals noch die aus alter Zeit bestehenden Grenzen verliefen. Für die "Kölschen" von jenseits der Haar und aus Mawicke galt der Karfreitag nur als "halber Feiertag", hatte der kleine Heinrich beobachtet. Das Büchlein gibt auch Anhängern der Naturheilkunde manchen Tipp: dass man sich gegen innere Krankheiten Schafläuse auf die Butter legen sollte, habe er selber lange nicht glauben wollen, schreibt Blesken: "Man fängt doch an zu frieren, wenn man das hört!" Aber es wirke tatsächlich. Ein Mädchen sei nach 14 Tagen seine Gelbsucht losgeworden. Blesken bedenkt viele Aspekte seines Kinderlebens: Jahreszeiten, Säen und Ernten, Kleidung, Festtage, Essen und Hunger, Knechte und Mägde. Zum Schluss wünscht er seinen Lesern nach alter Sitte: "Lasst es Euch gut gehen."

Ein Nachwort von Dr. Thomas Oyen über Fritz Risken und die Vita des Künstlers runden das Büchlein ab.

Soester Anzeiger

Das Buch ist erhältlich bei: Fritz Risken  Neuer Schulweg 5   Soest      Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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