Von 10 Uhr an wurden den über 50 Besuchern dieser Veranstaltung, die teilweise aus der näheren Umgebung kamen, aber auch etwas weitere Anreisewege auf sich nahmen (z.B. Stemwede, Olsberg, Spenge, Detmold, Beverungen usw.) im Amper Schützenhaus interessante Einblicke in die Möglichkeiten gegeben, die Vielfältigkeit der lebendigen Dorfgeschichte zu ergründen und nachhaltig für die kommenden Generationen sichtbar zu machen.

                

Von dem ZeLE moderierte Frau Christina Schulze-Bisping durch die Veranstaltung. Sie, die diese Veranstaltung initiierte, organisierte und leitete, gilt unser besonderes Lob und Dank für die gute Organisation der Veranstaltung. Christina Schulze-Bisping wurde im Rahmen eines Zweitagesseminars, das auch von dem ZeLE in Kleve veranstaltet wurde, auf Ampen und den Kulturpfad in Ampen aufmerksam. Ulrich Dellbrügger, unser Ortsvorsteher, sprach in seinen Grußworten davon, dass in einigen Regionen Deutschlands die Bevölkerung aus den Dörfern abwandert und in der Stadt nach Perspektiven sucht. Ampen hingegen hat neben seiner ausgeprägten Geschichte und, vieleicht auch wegen, seiner geografischen Lage nach wie vor einen Anstieg der Bevölkerungszahlen. Auch die Traditionen werden in Ampen gepflegt. Nicht zuletzt das 1175-jährige Bestehen und die damit verbundene Feier des Dorfes im Jahr 2008 mache Mut zur Hoffnung, dass in Ampen, gerade durch die Gründung des Heimatvereines „ANADOPA“, den nachfolgenden Generationen ein gehöriges Stück lebendige Dorfgeschichte übergeben wird. Geradezu enthusiastisch erzählte Ulrich Dellbrügger den Anwesenden, wie die beiden Bücher „1150 Jahre mitten in der Welt“ und 1175 Jahre Ampen „Das Buch zum Jubiläum“, die anlässlich der 1150-Jahrfeier und der 1175-Jahrfeier erschienen sind, durch die Mithilfe einiger engagierter Dorfbewohner zu sehens- und lesenswerten Dokumentationen geworden sind.

Vom Westfälischen Heimatbund aus Münster richtete Werner Gessner-Krone seine Grußworte an die Versammlung. Der Westfälische Heimatbund nimmt als Dachverband der ca. 530 örtliche Heimatvereine und der ca. 650 ehrenamtlichen Ortsheimatpfleger in Westfalen Aufgaben der regionalen Heimat- und Kulturpflege wahr. Die Geschäftsstelle hat ihr Büro in Münster. Hier finden Sie die Kontaktmöglichkeiten zu den einzelnen Ansprechpartnern. Neben Veranstaltungen zu Heimatkunde- Themen, Beratungen und aktive Unterstützung bei Projekten bietet der WHB auch umfangreiche Präsenzbibliotheken: Zu den Sammlungsschwerpunkten gehören: Westfälische Landeskunde Naturkunde / Naturschutz Sprache / Literatur (besonders Niederdeutsch) / Landeskundliche und historische Zeitschriften Jahrbücher und Heimatkalender / Ortschroniken  / Westfälische Orts- und Landesgeschichten Die Botschaft, aber auch Aufforderung, die Werner Gessner-Krone an die an die Teilnehmer richtete: „Sammelt Bilder, vor Allem alte Bilder und das möglichst umfangreich und mit den Namen. Später kann sich kaum jemand erinnern.

Die Lust an der (Dorf-)Geschichte vermittelte Dr. Peter Kracht anhand von Beispielen aus der Praxis. Er ist Leiter der Fachstelle für Geschichte des Westfälischen Heimatbundes. Die Fachstelle hat rund 80 Mitglieder, bestehend aus Archivaren, Museumsleitern und Lehrern. Sie tagen 2 – 3 Mal öffentlich pro Jahr in allen Regionen Westfalens. Die Themen sind breit gestreut, wie etwa der Strukturwandel am Beispiel von Herne oder die Hexenverfolgung im kurkölnischen Sauerland. Anhand des Beispieles Verein für Geschichte und Heimat Lippetal, („Brücke e.V.“) zeigte Peter Kracht auf, wie umfangreich und vielfältig, aber auch erfolgreich, die geschichtliche Aufbereitung von Orten oder Regionen sein kann. Das zentrale Anliegen z.B. des Brücke e.V. - Verein für Geschichte und Heimat Lippetal - ist es Materialien (Dokumente, Fotos etc.) mit geschichtlicher und heimatkundlicher Bedeutung und regionalem Bezug zu Lippetal, seinen Dörfern, Vereinen und Bewohnern zu sammeln, zu erhalten und im Brücke Archiv Lippetal für Interessierte zugänglich zu machen. Was ihnen auch hervorragend gelungen ist. Auch die Aufbereitung der Geschichte von Bad Sassendorf hat Peter Kracht mit begleitet.

„Geschichtliche Stätten am Hellweg“, so das Thema von Peter Sukkau, Kreisheimatpfleger von Soest. Peter Sukkau kennt wohl jeden Stein im gesamten Kreis Soest, aber auch über die Landesgrenzen hinaus. Viele Forschungsarbeiten über historische Vermes- sungspunkte und über den historischen Hellweg, die alte Heerstraße, in der Soester Börde mit der Aufdeckung bisher nicht bekannter oder vergessener geschichtlicher Stätten hat er in eine Datenbank zusammengetragen. Er war es auch, der seine Kenntnisse in die Arbeit des Organisationsteams zur 1175-Jahrfeier einbrachte. In akribischen Forschungen entlang des Hellweges fand er die tatsächliche Galgenstätte am Rande von Ampen. Auch der Preußische Meilenstein Nr.17 ist dank seiner Hilfe, naturgetreu nachgebildet, einige Meter abseits der ursprünglichen Stelle wiedererrichtet worden. Nicht zuletzt ist er maßgeblich an der Errichtung und Realisierung des Amper Kulturpfades beteiligt gewesen.

„Käl, holl mol duin Miul, kuik dui mol dat wuif met diän voier Blagen do ächtenaan“. Wer kann diesen Satz allgemeinsprachlich richtig übersetzen? Dialektologe Dr. Werner Beckmann vom Mundartarchivin Eslohe-Cobbenrode machte aus dem Synonym Mundart eine äußerst unterhaltsame, aber auch sehr lehrreiche Präsen- tation. Als Werner Beckmann beispielsweise das Lied „Röüt, röüt, Sunneevöül, Senten Peiter is do!..." anstimmte, sangen viele der Teilnehmer lauthals mit. Heute, zum Beginn des 3. Jahrtausends, ist das Plattdeutsche als allgemeine Umgangssprache weitgehend nicht mehr existent. Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert wurde schon in den Schulen das Platt verboten. In der Mitte des 20. Jahrhunderts konnte man Sprüche wie diesen Hören: „Junge, wann de in de Stadt kömmst, laot dat Plattduutschküern sein, süß stäiht di de Buer im Nacken“. In Eslohe-Cobbenrode im historischen Stertschultenhof ist 2001 ein Mundart-Archiv eingerichtet worden, das vor allem das Plattdeutsch auf Tonträger archiviert. Die Tonträger des Archivs beinhalten lebendige plattdeutsche Sprache. Es sind Gespräche aufgenommen worden, um die Sprache genau zu erfassen, ein Schriftbild allein genügt nicht. Derzeit sind etwa 240 Tonträger mit Aufnahmen aus 150 Orten, mit ihren Verschiedenartigkeiten der Mundart, zusammengekommen. Versuchen Sie mal Begriffe aus dem IT- Bereich vom Hochdeutsch in das Plattdeutsche zu übersetzen. Viel Spaß dabei. Ach ja; die Übersetzung des ersten Satzes: „Mann, sei doch mal still, sieh dir mal die Frau mit den vier Kindern dahinten an“ Die alte Gerberei Reichenbach in der Kuhstraße 16 in Unna-Lünern, die dort über 180 Jahre gegerbt hatte, gibt es nicht mehr. Das Gebäude ist abgerissen. Jetzt erinnert nur noch eine Skulptur an die alte Gerberei.

Lisa Meininghaus, Ortsheimatpflegerin in Lünern, hatte damals versucht, das historische Gebäude vor dem Abriss zu retten, was jedoch nicht möglich war, da der Investor andere Pläne mit dem Grundstück hatte. Dass aber an der Stelle jetzt eine Skulptur steht, die an diese historische Stätte erinnert, ist das große Verdienst von Lisa Meininghaus. Die Skulptur illustriert mit bronzenen Figuren verschiedene Arbeitsschritte des Gerbens. Bei der Enthüllung der Skulptur war ein besonderer Gast Helmut Kielmann, der noch bis zuletzt in der Gerberei gearbeitet hatte. 45 Jahre war der jetzige Rentner als letzter seiner Zunft in Lünern tätig. Lisa Meininghaus, die auch die Chronik der Gerberfamilie Reichenbach aufgearbeitet hat, zeigte einige Bilder aus der alten Gerberei und erläuterte die Arbeitsschritte und die Funktion der damals vorhandenen Maschinen. In ihrem Buch "Gerberei Reichenbach" hat Lisa Meininghaus die Geschichte des Gebäudes zusammengefasst. Auf seinen Kulturpfad dürfen die Amper stolz sein, er wurde am 20. Juni 2008, als Auftakt zum 1175-jährigen Dorfjubiläum, feierlich eröffnet.

Ortsheimatpfleger Norbert Dodt, der damals auch zu dem Team der Entwickler gehörte, präsentierte Informationen zu der Entstehung des Amper Kultur- pfades. Die dreizehn Stationen auf einem 9 km langen Rundkurs lassen die Geschichte in Ampen lebendig werden. In vielen Arbeitsstunden und Sitzungen hatte das Team um Ortsvorsteher Ulrich Dellbrügger dieses einmalige Projekt realisiert. Die weitere Pflege und die Unterhaltung des Kulturpfades obliegt den Händen des inzwischen gegründeten Heimatvereines. Viele Menschen haben seit der Einweihung den Kulturpfad abgeradelt und sind seinen Spuren zu Fuß gefolgt. Der Kulturpfad ist so angelegt, dass er von jeder beliebigen Stelle aus begonnen werden kann. An den einzelnen Stationen sind zusätzliche Flyer ausgelegt, die die jeweilige Station, aber auch die anderen Stationen erklärt. Im Anschluss dieses Referates hatten die Teilnehmer die Möglichkeit sich vor Ort einige Stationen des Kulturpfades anzusehen. Alles in Allem war es für die Teilnehmer, ob Gäste oder Amper, eine gelungene Veranstaltung. Das zeigte sich auch in den Pausen zwischen den Referaten, wo diskutiert wurde, Anregungen und Erfahrungen ausgetauscht wurden – wo auch neue Kontakte geknüpft wurden.

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